Anwerbung der Söldner und Reislauf

War bei einem Kriegsherrn die politische Entscheidung für einen Krieg gefallen, ging der Auftrag zur Anwerbung in einem Bestellbrief an einen unter Vertrag stehenden Söldnerunternehmer. Dieser sozusagen in Wartestellung stehende möglichst geschickte Söldnerunternehmer, wie Georg von Frundsberg, ist ein Charakteristikum des Landsknechtswesens.

Die Anwerbung erfolgte über eine sogenannte Regimentsverwaltung (Kader), wobei mit einem Spiel, bestehend aus Trommler und Pfeifer durch die Stadt gezogen wurden.

War der Weg vom Anwerbeort recht weit zum Musterungsplatz, wurde auch ein Laufgeld gezahlt. Lag der Kriegsschauplatz in Italien, war der Musterungsplatz meist in Südtirol, z.B. im Meran oder Bozen. Die scharenweise dem Musterungsplatz zustrebenden Knechte waren für die Bevölkerung eine erhebliche Belastung. Deshalb wurden gerne Anordnungen getroffen. Beispielsweise wurden die Städte, Märkte, Dörfer und Tavernwirte in Tirol angewiesen, genügend Brot, Fleisch und Wein bereitzuhalten und es nicht überteuert zu verkaufen. Die Vergangenheit hatte gelehrt, wie Landsknechte auf überteuerte Waren oder ablehnende Wirte reagieren konnten. Um die immer vorkommenden Disziplinlosigkeiten möglichst gering zu halten, wurde ab dem 16. Jahrhundert bereits bei der Anwerbung eine Vorvereidigung (Meinung) durchgeführt.

Da jedem Anwerber daran gelegen war, möglichst gute und erfahrene Kriegsknechte anzuwerben, kamen sich die Werber manchmal auch ins „Gehege“, manchmal auch feindliche Werber. Denn das Reislaufen, also die freie Entscheidung des einzelnen Knechts, in welcher Gegend, unter welcher Fahne und unter welchem Anführer er die Waffen führen wollte, war ein Charakteristikum des freien Söldnertums und damit auch des Landsknechtswesens überhaupt.

Es standen z.B. 1525 in Italien (Pavia) einige Tausend deutsche Fußknechte auf der französischen Seite. Deshalb wurde immer wieder versucht, dies zu unterbinden. Z.B. bestrafte Maximilian bei einem Sieg die deutschen Söldner auf der Gegenseite sehr hart. Unterbunden konnte der freie Reislauf aber trotzdem nicht, da Frankreich auch besser bezahlte als das ständig in Finanznöten steckende Habsburger Reich. Es kam oft genug auch vor, daß ein Verbündeter plötzlich im Jahr darauf zum Feind erklärt wurde, was die Forderung zur Absurdität werden ließ. Zudem war der Dank vom Kaiser zu gering und Soldrückstände waren an der Tagesordnung. Auch die Unterwerfung der Bundschuhbewegung (1525), der so viele Landsknechte anhingen und die einseitige Haltung Karls V. in der Reformation führten dazu, daß viele Landsknechte der von ihnen geforderten Treue zum Reich und dem weit entfernten Kaiser verständnislos gegenüber standen.