Troßführung und Polizeigewalt

Die Troßangehörigen wurden bei der Musterung genauso wie die Knechte verpflichtet und mußten schwören, auch wenn es nicht so viele Artikelsbriefe (Vorschriften) gab.

Der Troßführer, auch Troßwaibel oder zumeist Hurenwaibel genannt, mußte ein geschickter, aufrichtiger und tapferer Mann sein. Er konnte durchaus ein zwar alter, invalider aber dafür erfahrener Kriegsmann sein, denn der Troß durfte bei einem Angriff möglichst nicht behindern und es mußte alles möglichst geordnet verlaufen, ob Auf- oder Abbau oder gar bei der Verteidigung des Trosses. Bei entsprechender Größe hatte der Troß einen eigenen Fähnrich und Trommler. Der Hurenwaibel, der dem Obristen als Hauptmann gewöhnlich direkt unterstand, hatte dann auch einen Leutnant als Stellvertreter. Es kam manchmal vor, daß ein Fähnlein einen eigenen Troß hatte, dann war der Hurenwaibel dem Hauptmann direkt unterstellt.

Der eigentliche Herr des Troßvolks war, als Inhaber der Polizeigewalt, der Profoß, der auch Reiterstreifen einsetzte, damit z.B. außerhalb des Lagers keine Lebensmittel von gerissenen Marketendern aufgekauft und im Lager überteuert verkauft wurden.

Obwohl eine strenge Ordnung im Troß und Lager herrschte, waren Betrügereien und Diebstahl an der Tagesordnung. Auch Kontakt zum Feind, also Spionage, kam vor. Es gab Weinspelunken als Spielhöllen, um den Knechten auch den letzten Pfennig aus der Tasche zu ziehen. Aber es gab auch manchmal gemeinsamen und offensichtlich organisierten Widerstand, wenn der Troß zu den ungeliebten Schanzarbeiten herangezogen wurde, denn der Troß hatte auch militärische Aufgaben, wie Lager befestigen, Gräben ausheben, Schanzkörbe füllen und Reisigbündel flechten.

Auch wenn der Troßführer Hurenwaibel genannt wurde, waren nur wenige Frauen auch Huren im heutigen Sinne. Es wurde den Frauen gewährt, als Begleiterinnen von Landsknechten mitzuziehen, um die Prostitution möglichst zu verhindern, was aber nicht gelang. In manch einem Kriegstagebuch wurde berichtet, daß einige Kriegsknechte auch Tripper und Syphilis als Andenken mit nach Hause brachten.

Dabei muß man bedenken, daß Landsknechtsliebe zerbrechlich war, ob als Prostitutions- oder Partnerbeziehung, denn Tod in der Schlacht, durch Krankheit, Streit oder im Rausch war an der Tagesordnung.